Qigong-Schule

Chūxiàn-Qigong® im BK-DV

1. Chūxiàn-Qigong®: Worum es dabei geht!

Das chinesische Wort Chūxiàn beschreibt sowohl den Sonnenaufgang als auch das Weiterkommen im sportlichen Wettkampf. Deshalb lautet unser Leitspruch:
„Aufbrechen und gewinnen mit Chūxiàn-Qigong!“
Wir haben diesen Begriff für unsere Qigong-Schule gewählt, weil er auf den Punkt bringt, was wir mit Qigong beabsichtigen: Im Einklang mit den Kräften der Natur und durch kontinuierliche Praxis einen Schritt weiterkommen auf dem Weg zu innerer und äußerer Balance.
Weiter benennt Chūxiàn unsere Absicht, östliche Weisheit und westliches Denken zu verknüpfen. Niklas Luhmann, einer der Väter der Systemtheorie, verwendet Emergenz, um das großartige Neue zu beschreiben, das aus dem Zusammenspiel autonomer Systeme entstehen kann. Chūxiàn ist das chinesische Synonym zu Emergenz. Wir wollen die Berührungspunkte des ganzheitlichen traditionellen chinesischen Denkens und Handelns zu gegenwärtigen konstruktivistischen, systemischen sowie psychosomatischen Deutungsmodellen für die eigene Gesundheitsprophylaxe fruchtbar machen.
Der inklusive Ansatz ist für uns konstitutiv!
Vor diesem Hintergrund und durch die enge Zusammenarbeit mit der Aktion Mensch wissen wir uns der Forderung nach Inklusion verpflichtet. Allen Menschen soll die Möglichkeit eröffnet werden, Zugang zu Qigong zu bekommen! Im Sinne der Initiative http://www.jeder-hat-ein-handicap.de/ gehört die Entwicklung von Qigong-Übungen, die den Möglichkeiten und Grenzen jedes/jeder einzelnen Teilnehmer*in gerecht wird, zu unseren Grundanliegen.

2. Warum Qigong erlernen?

Weil es guttut und der Gesundheit dient, lautet die einfachste und wichtigste Begründung.
Qigong beschreibt die Arbeit (= chin. Gong) mit dem Qi, der feinstofflichen Energiematerie, die nach der Vorstellung der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) Leben überhaupt erst ermöglicht. Qigong ist der erst in den 1960er Jahren eingeführte Sammelbegriff für alle Übungen, mit denen man das Qi im eigenen Körper beeinflussen möchte. Angeregt durch neurobiogische Forschungen erfährt die Beachtung der Wechselwirkung von Körper und Psyche eine zunehmende Bedeutung und Wertschätzung. Menschen bleiben gesund und kommen gut durch ihren Alltag, wenn sich Ressourcen auf der einen sowie Anforderungen auf der anderen Seite in einer ausgewogenen Balance befinden. Genau auf diese Wiederherstellung von Balance zielen die Qigong-Übungen, die z.T. auf jahrtausende altem Erfahrungswissen basieren. Seit Jahren wird geforscht, wie Qigong-Übungen sich auf das gesundheitliche Befinden auswirken. Die Aufnahme des Qigong in den Maßnahmekatalog der Krankenkassen zur Förderung der Hilfe zur Selbsthilfe im Rahmen der Primärprävention nach dem am 1. Januar 2000 in Kraft getretenen Gesundheitsreformgesetz trägt dem Rechnung.
Chūxiàn-Qigong® offeriert in Kooperation mit dem BK-DV seit etlichen Jahren Qigong-Ausbildungen, die von der Zentralen Prüfstelle Prävention der DKV zertifiziert sind.
Darauf zielt Qigong: Die Gesundheit erhalten, indem Körper, Seele (Geist) und Bewusstsein, Ruhe und Bewegung, Ein- und Ausatmen sich in eine natürliche Balance hineinschwingen.

3. Wer wir sind, was wir praktizieren und unterrichten!

Dem chinesischen Qigong-Meister und -Lehrer Don Chen verdanken wir die Unterscheidung zwischen dem Wei-Qigong und dem Nei-Qigong. Unter der Überschrift Wei-Qigong (Wei = verteidigen, schützen, bewachen) sind die Übungen versammelt, die sich bewährt haben, die z.T. seit Jahrtausenden tradiert werden und von denen man weiß, dass sie, wenn man sie regelmäßig, d.h. täglich, praktiziert, der gesundheitlichen Balance, der inneren und äußeren Ausgeglichenheit förderlich sind. Das Wei-Qi ist das nach außen gerichtete Verteidigungs-Qi, das der Stabilisierung und Stärkung der inneren und äußeren Abwehrkräfte dient.
Das von Don Chen gelehrte Nei Qigong kommt von innen heraus (Nei = innen). Es gibt keine ein für alle Mal festgelegten Formen, die in möglichst genauer Präzision zu wiederholen sind. Die Bewegungen folgen Impulsen, die aus dem Augenblick heraus entstehen und die sich auch immer wieder verändern können, dürfen und sollen.

„Ich korrigiere euch nicht, ihr müsst die persönliche Erfahrung machen, ihr müsst das selbst spüren, sonst seid ihr nur perfekte Künstler ohne Seele.“
„Das beste Qi-Gong Buch ist das, was du selbst führst.“

Don Chen, 1939-2020
Don Chen
1939-2020

Als Schüler:innen von Don Chen sehen wir ein zentrales Prinzip des von uns gelehrten Qigong in dem Chūxiàn (Kreatives hervorbringend). Es benennt ein Denken, das heilende Prozesse anstößt und in Bewegung setzt. Vor diesem Hintergrund ist das Tao eine Art ‚Schrittmacher‘ für den Qigong Ausbildungsweg, ein Weg, der nicht-lineare Lösungen bevorzugt und erstarrtem Denken entgegenwirkt.
Don Chen hat darüber hinaus die ‚Kalligraphie in Bewegung‘ in die Qigong-Praxis eingeführt, indem er die chinesischen Schriftzeichen in dynamische Körperabläufe transformiert hat. Dabei ging es ihm darum, die Lebendigkeit der Schriftzeichen, die ja untrennbar mit ihrem Bedeutungsinhalt verbunden sind, in einen fließenden und zugleich ‚stimmigen‘ Bewegungsablauf zu übersetzen.
In den von uns angebotenen Kursen erleben und erlernen Sie eine große Bandbreite an Übungen, u.a.:

  • traditionelles Wei-Qigong (z.B. die Acht Brokate = Ba Duan Jin Qigong)
  • modernes Tai Ji Qigong (z.B. Taiji Qigong in 18 Bewegungen = Shi Ba Shi)
  • dynamisches Qigong
  • neokonfuzianisches Taijitu in Bewegung nach Don Chen
  • Kalligraphie in Bewegung nach Don Chen.

Eine ausführliche Beschreibung und praktische Übungsanleitung als Kalligraphie in Bewegung können Sie hier downloaden.

Der Chūxiàn Qigong®-Lehrer und -Meister Don Chen wurde am 07. Mai 1939 in Kingston, Jamaika, geboren. Seinem Vater, einem chinesischen Kaufmann, der vor den Revolutions- und Kriegswirren in seiner Heimat geflohen war, verdankte er die große Liebe zur Kalligraphie und das tiefe Wissen um die Weisheit der chinesischen Kultur sowie der traditionellen chinesischen Medizin. Die Einflüsse seiner Mutter, einer Jamaikanerin mit indianischen Wurzeln, machten ihn immun gegen die Subjekt-Objekt-Spaltung der westlichen Philosophie und die Körperfeindlichkeit mancher christlicher Kreise. Don Chen besaß die intuitive Fähigkeit, in allen Kulturen, Religionen und zwischenmenschlichen Begegnungen den ‚Willen zum Leben‘, die ihnen innewohnende Lebensenergie wahrzunehmen und freizusetzen. „Es gibt keinen Qi freien Raum“ wurde so zu seiner grundlegenden Lebenserkenntnis. Als jesuitisch geprägter Elite-Schüler war und blieb Don auch als Qigong-Lehrer und als Psychotherapeut Katholik und Pfadfinder („Be Prepared“). Integration statt Segregation war sein Lebensmotto. 1961 kam Don Chen nach Deutschland, studierte Sozialpädagogik, wurde Gestalttherapeut, Ehetherapeut, Kindertherapeut, Bioenergetiker bei Alexander Lowen und Psychoanalytiker. Für ihn war es kein Widerspruch, Qigong-Lehrer und Bibliodrama-Leiter zugleich zu sein. Im Gegenteil! Chinesische Traditionen, TCM, die archaische Kraft biblischer Geschichten, eine unbändige Neugier auf Wissenschaft und ihre Erkenntnisse – das alles gehörte für Don Chen untrennbar zusammen und dieses Vermächtnis ist für uns als seine Schüler:innen ein bleibender Auftrag.

Gemeinsam mit Sabine Beckmann und Dr. Meinfried Jetzschke, seinen Meister-Schüler:innen, gründete Don Chen 2018 die 现 Chūxiàn Qigong®-Schule mit dem Ziel, dieses besondere Verständnis von Qigong sowie diesen einzigartigen Zugang und Umgang mit den chinesischen Quellen auch an andere weiterzugeben. Die Vorstellung, Qigong-Lehrer:innen in diesem Geist und dieser Praxis auszubilden, beflügelte das Ausbildungsteam von Beginn an.

Sabine Beckmann und Dr. Meinfried Jetzschke bei der Qigong-Meisterfeier 2023

Nachdem Don Chen uns nicht mehr in persona anleiten kann, führen Sabine Beckmann und Dr. Meinfried Jetzschke als 出现 Chūxiàn Qigong®-Meister:in die 出现 Chūxiàn Qigong®-Schule und sehen sich in der Pflicht und Verantwortung, Don Chens Erbe weiterzugeben und seine Visionen weiterzutragen.

Sabine Beckmann

Sabine Beckmann

Die Tatsache und die innere Haltung, der Natur und allem Lebendigen sehr zugetan zu sein und mit der festen Überzeugung, dass alles Belebte und Unbelebte in diesem Universum auf untrennbare Weise miteinander verbunden ist, eröffnet für Sabine Beckmann die Möglichkeit, dieses den Schüler:innen durch Qigong in Stille und in Bewegung nahezubringen. Qigong ist nicht allein eine Bewegungsform um physische und psychische Gesundheit präventiv zu erhalten oder wiederherzustellen – es ist eine innere Haltung, eine Wahrnehmung von der Welt mit einer besonderen und wohltuenden Sichtweise.

Qigong ist das Fenster, das es unserem Blick ermöglicht, über den Tellerrand unserer  festgefügten rationalen Welt in die Welt der ostasiatischen Philosophien zu schauen und zu staunen und uns so auf wunderbare Weise ermöglicht, neue Sichtweisen und Denkanstöße auf dieselben Fakten zu erlangen.

„Alles fließt, alles ist in Bewegung,“ diese von Heraklit formulierte Weisheit existierte im Denken der Chinesischen Philosophie bereits hunderte von Jahren zuvor und verweist auf die Möglichkeit der Wandlung aller Dinge zu jeder Zeit. So ist auch insbesondere die Vorstellung von der Welt, ausbalanciert durch Yin und Yang und dem universellen Denkmodell der fünf Wandlungsphasen zugeordnet, zentraler Ansatz ihrer Qigong Praxis und ihres Unterrichts.

Ihre Lebensphilosophie:

„Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir von dieser Welt erhoffst.“

Mahatma Gandhi

Dr. Meinfried Jetzschke

Dr. Meinfried Jetzschke

Als ev. Theologe und systemischer Körperpsychotherapeut teilt Dr. Meinfried Jetzschke die Überzeugung, dass Gesundheit nichts Statisches ist, sondern ein ganzheitlicher psychosomatisch-spiritueller Prozess, in dem ‚Qi, Ruach, Pneuma‘ ihre Wirksamkeit entfalten. Vor dem Hintergrund der Systemtheorie Niklas Luhmanns geht er davon aus, dass biologische, psychische und soziale (kulturelle) Systeme sich strukturell koppeln können, um etwas ganz Neues von höherer Qualität (Emergenz = chinesisch Chūxiàn) entstehen zu lassen. So stoßen Geist/Seele, Körper und Kultur(en) gemeinsam Entwicklungen an, die uns und damit diese Welt hoffentlich etwas freundlicher und bewohnbarer machen. Als Supervisor, der gelernt hat, Störungen systemisch-konstruktivistisch zu betrachten, schätzt Meinfried Jetzschke am Qigong die vorurteilsfreie Bejahung der eigenen Existenz. Song und Ziran, unter diesen Vorzeichen kann und darf jede:r den eigenen Weg suchen und gehen.

Stand 05/2023

Laden Sie hier das Werk Chūxiàn Qigong im Diskurs mit der biblischen Tradition von Dr. Meinfried Jetzschke